Nikolaus Fey
Nikolaus Fey wird 1881 in Wiesentheid, Unterfranken, als drittes von neun Kindern einer Schreinerfamilie geboren. Nach abgeschlossener Schreinerlehre bei seinem Vater und erfolgreichem Abitur studiert er Geschichte, Kunst- und Literaturgeschichte in München und Berlin. 1908 wird er Mitglied der Hetzfelder Flößerzunft, einem Zirkel von Kulturschaffenden aus dem mittelfränkischen Raum. Ab 1910 studiert er für ein Jahr als Gasthörer an der Universität Theater- und Kunstgeschichte. Nachdem Fey 1914 im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wird, zieht er mit seiner Familie nach Lohr am Main, wo er den Lohrer Anzeiger kauft und einige Jahre leitet. In seinem Geburtsort gründet er den Philippus-Verlag, in dem er seine eigenen Dichtungen, Essays und Erzählungen veröffentlicht.
Die Mundartkomödie Hemlia Liab (1906) ist sein erstes Werk. Es folgen weitere Schauspiele, darunter Der kleine Heiland (1912), Loasa Vögeli (1922), Von fränkischer Art (1925), Florian Geyer (1925) und Mei Frank’n (1929). Ab dem Beginn der 1930er-Jahre verfasst Fey zahlreiche mundartliche Einakter, die die Geschichte fränkischer Orte zum Thema haben. Feys Werke sind stets geprägt von seinem Anliegen, die fränkische Mundart sowie das fränkische Brauchtum zu erhalten, verleihen ihm aber auch überregionale Bekanntheit.
Während des Nationalsozialismus werden Heimat- und Mundartdichtung zunehmend für die Blut-und-Boden-Ideologie vereinnahmt. Auch wenn Feys Lyrik weitgehend frei von typischem nationalsozialistischen Vokabular bleibt, wird er zum Schrifttumsbeauftragten der sog. „Reichsschrifttumskammer“ berufen. Sein Heimatspiel Florian Geyer (1925), das anlässlich des Bauernkrieg-Gedenkjahres veröffentlicht wird und in Giebelstadt seine Premiere feiert, wird ab 1933 von den Nationalsozialisten vereinnahmt und trägt maßgeblich zur Propagierung des Geyer-Mythos bei: Die historische Figur Florian Geyer wird ungeachtet der tatsächlichen Faktenlage zum ersten Nationalsozialisten stilisiert. Obwohl das Stück selbst keinen politischen Bezug aufweist, kommt Fey dieser Interpretation entgegen, da er 1934 in einem Schauspiel Adolf Hitler als Reinkarnation Geyers bezeichnet.
1937 erhält er den Friedrich-Rückert-Preis für Schrifttum und Literatur in Franken. In den Vorworten zu seinem Liederbuch Mei Frank’n (1938) und seinem Gedichtband Heemet, dei Harz (1941) bedient er sich des Jargons der Nationalsozialisten. Auch bei der Hochzeitsfeier Otto Hellmuths hält Fey eine eher völkisch geprägte Rede. Aller Nähe zum Nationalsozialismus zum Trotz, tritt Fey nicht aus der Kirche aus und lässt religiöse Themen in seiner Dichtung nicht außen vor.
Von 1942 bis 1944 wirkt Fey in der Regierung des Generalgouvernements in Krakau mit. Dort beteiligt er sich an der Zensur und versucht, die Bewohner propagandistisch zu beeinflussen.
Aufgrund seiner offiziellen Funktion wird durch die amerikanischen Besatzer 1945 ein Schreibverbot über ihn verhängt. Bis dieses fünf Jahre später aufgehoben wird, leistet Fey als Sanktion Waldarbeit. 1951 veröffentlicht er Lukas der Silberschmied von Alzenau. Ebenfalls in diesem Jahr wird Fey zum Ehrenbürger seines Geburtsorts Wiesentheid ernannt. Bis zu seinem Tod 1956 reist er für Lesungen und Vorträge durch Franken und schreibt immer wieder Schauspiele. Während einer solchen Reise verstirbt er und wird in Lohr am Main beerdigt.
Sekundärliteratur:
Busch, Carsten (2021): Nikolaus Fey. Nur ein Kämpfer für Franken? Versuch eines Lebensbildes. J.H. Röll Verlag, Dettelbach.
http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Vom-Schreinerlehrling-zum-fraenkischen-Heimatdichter;art772,2996203, (03.04.2017).
Jehmüller, Wolfgang (2002): Die Bühnen in Stadt und Land. In: Kolb, Peter; Krenig, Ernst-Günter (Hg.): Unterfränkische Geschichte. Von der Eingliederung in das Königreich Bayern bis zum beginnenden 21. Jahrhundert. Bd. 5/2. echter, Würzburg, 467-492.
Wagner, Eberhard; Rascher, Reinhard (1987): Das fränkische Dialektbuch. Beck, München.
Externe Links:
Literatur von Nikolaus Fey im BVB
Literatur über Nikolaus Fey im BVB
NS-Vergangenheit: Diskussionen um Nikolaus-Fey-Straßen dauern an (BR24)
Nikolaus Fey wird 1881 in Wiesentheid, Unterfranken, als drittes von neun Kindern einer Schreinerfamilie geboren. Nach abgeschlossener Schreinerlehre bei seinem Vater und erfolgreichem Abitur studiert er Geschichte, Kunst- und Literaturgeschichte in München und Berlin. 1908 wird er Mitglied der Hetzfelder Flößerzunft, einem Zirkel von Kulturschaffenden aus dem mittelfränkischen Raum. Ab 1910 studiert er für ein Jahr als Gasthörer an der Universität Theater- und Kunstgeschichte. Nachdem Fey 1914 im Ersten Weltkrieg schwer verwundet wird, zieht er mit seiner Familie nach Lohr am Main, wo er den Lohrer Anzeiger kauft und einige Jahre leitet. In seinem Geburtsort gründet er den Philippus-Verlag, in dem er seine eigenen Dichtungen, Essays und Erzählungen veröffentlicht.
Die Mundartkomödie Hemlia Liab (1906) ist sein erstes Werk. Es folgen weitere Schauspiele, darunter Der kleine Heiland (1912), Loasa Vögeli (1922), Von fränkischer Art (1925), Florian Geyer (1925) und Mei Frank’n (1929). Ab dem Beginn der 1930er-Jahre verfasst Fey zahlreiche mundartliche Einakter, die die Geschichte fränkischer Orte zum Thema haben. Feys Werke sind stets geprägt von seinem Anliegen, die fränkische Mundart sowie das fränkische Brauchtum zu erhalten, verleihen ihm aber auch überregionale Bekanntheit.
Während des Nationalsozialismus werden Heimat- und Mundartdichtung zunehmend für die Blut-und-Boden-Ideologie vereinnahmt. Auch wenn Feys Lyrik weitgehend frei von typischem nationalsozialistischen Vokabular bleibt, wird er zum Schrifttumsbeauftragten der sog. „Reichsschrifttumskammer“ berufen. Sein Heimatspiel Florian Geyer (1925), das anlässlich des Bauernkrieg-Gedenkjahres veröffentlicht wird und in Giebelstadt seine Premiere feiert, wird ab 1933 von den Nationalsozialisten vereinnahmt und trägt maßgeblich zur Propagierung des Geyer-Mythos bei: Die historische Figur Florian Geyer wird ungeachtet der tatsächlichen Faktenlage zum ersten Nationalsozialisten stilisiert. Obwohl das Stück selbst keinen politischen Bezug aufweist, kommt Fey dieser Interpretation entgegen, da er 1934 in einem Schauspiel Adolf Hitler als Reinkarnation Geyers bezeichnet.
1937 erhält er den Friedrich-Rückert-Preis für Schrifttum und Literatur in Franken. In den Vorworten zu seinem Liederbuch Mei Frank’n (1938) und seinem Gedichtband Heemet, dei Harz (1941) bedient er sich des Jargons der Nationalsozialisten. Auch bei der Hochzeitsfeier Otto Hellmuths hält Fey eine eher völkisch geprägte Rede. Aller Nähe zum Nationalsozialismus zum Trotz, tritt Fey nicht aus der Kirche aus und lässt religiöse Themen in seiner Dichtung nicht außen vor.
Von 1942 bis 1944 wirkt Fey in der Regierung des Generalgouvernements in Krakau mit. Dort beteiligt er sich an der Zensur und versucht, die Bewohner propagandistisch zu beeinflussen.
Aufgrund seiner offiziellen Funktion wird durch die amerikanischen Besatzer 1945 ein Schreibverbot über ihn verhängt. Bis dieses fünf Jahre später aufgehoben wird, leistet Fey als Sanktion Waldarbeit. 1951 veröffentlicht er Lukas der Silberschmied von Alzenau. Ebenfalls in diesem Jahr wird Fey zum Ehrenbürger seines Geburtsorts Wiesentheid ernannt. Bis zu seinem Tod 1956 reist er für Lesungen und Vorträge durch Franken und schreibt immer wieder Schauspiele. Während einer solchen Reise verstirbt er und wird in Lohr am Main beerdigt.
Busch, Carsten (2021): Nikolaus Fey. Nur ein Kämpfer für Franken? Versuch eines Lebensbildes. J.H. Röll Verlag, Dettelbach.
http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Vom-Schreinerlehrling-zum-fraenkischen-Heimatdichter;art772,2996203, (03.04.2017).
Jehmüller, Wolfgang (2002): Die Bühnen in Stadt und Land. In: Kolb, Peter; Krenig, Ernst-Günter (Hg.): Unterfränkische Geschichte. Von der Eingliederung in das Königreich Bayern bis zum beginnenden 21. Jahrhundert. Bd. 5/2. echter, Würzburg, 467-492.
Wagner, Eberhard; Rascher, Reinhard (1987): Das fränkische Dialektbuch. Beck, München.