Daniel Kehlmann
Der österreichisch-deutsche Autor Daniel Kehlmann wird mit seinen Romanen, die oft auf historischen Ereignissen oder Personen basieren, schon in jungen Jahren auch international bekannt. In Deutschland zählen seine Bücher zu einem wichtigen Bestandteil der Nachkriegsliteratur und werden bereits als Schullektüre gelesen.
Werdegang
Daniel Kehlmann wird 1975 in München geboren. 1981 zieht die Familie nach Wien. Nach dem Besuch einer Jesuitenschule studiert Kehlmann Philosophie und Germanistik in Wien. Noch während dem Studium beginnt er mit dem Schreiben. Bereits sein erster Roman ist ein Erfolg, mit vielen weiteren Romanen, Erzählungen, Theaterstücken und Drehbüchern wird der Autor auch international bekannt. Mit steigendem Bekanntheitsgrad ist Kehlmann Gastdozent, sowohl an verschiedenen Universitäten in Deutschland als auch in New York. Der Autor betätigt sich außerdem als Essayist und Literaturkritiker für diverse namhafte Zeitungen und Magazine. Daniel Kehlmann lebt heute mit seiner Familie in Berlin.
Wichtige Werke
1997 erscheint Kehlmanns Debütroman Beerholms Vorstellung, ein Jahr später der Erzählband Unter der Sonne. 1999 folgt der zweite Roman Mahlers Zeit. Seine erste Novelle, Der fernste Ort, veröffentlicht Kehlmann 2001. Der Roman Ich und Kaminski (2003) dient 2015 als Vorlage für den gleichnamigen Kinofilm. Mit Die Vermessung der Welt gelingt Kehlmann 2005 der große internationale Durchbruch. In den folgenden Jahren erscheinen die Bücher Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten (2008), F (2013) und Tyll (2017). Sein aktueller Roman Lichtspiel erscheint 2023.
Sein erstes Theaterstück Geister in Princeton veröffentlicht Kehlmann 2011. Sein zweites Stück Der Mentor wird ein Jahr später in Wien uraufgeführt. Auch in den folgenden Jahren schreibt Kehlmann weitere Theaterstücke. Einige seiner Romane werden zudem für die Bühne adaptiert.
Daniel Kehlmann ist darüber hinaus Drehbuchautor des Films Nebenan (2021) sowie der Neuverfilmung von Thomas Manns gleichnamigen Romanfragment Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (2022). Auch für einige TV-Projekte, u.a. Kafka (2024, zusammen mit Regisseur David Schalko) schreibt Kehlmann das Drehbuch.
Sein erstes Sachbuch Über Leo Perutz. Sachbuch erscheint 2024 in der von Volker Weidermann im KiWi Verlag herausgegebenen Reihe „Bücher meines Lebens“. Leo Perutz galt in den 1920er- und 1930er-Jahren als einer der großen österreichischen Schriftseller.
Stil / Rezeption
Die Vermessung der Welt wird von der Kritik begeistert gelobt. Der Roman zählt zu einem der erfolgreichsten Bücher der deutschen Nachkriegsliteratur. Unter anderem schreibt Franz Haas 2005 in Der Standard: „Geschickt verstrickt er [der Autor] die Lebensläufe von Humboldt und Gauß – nicht zu einer wissenschaftlich stichfesten Doppelbiografie, sondern zu einem brillanten Unterhaltungsroman aus der Wissenschaftsgeschichte.“
In seiner Besprechung von Kehlmanns nächstem Bestsellerroman Tyll formuliert Christoph Bartmann in der SZ 2017 eine Frage der „Kehlmann-Zweifler“: „Worauf will der Autor mit dieser pittoresken Geschichtsfiktion denn nun eigentlich hinaus? Müsste sich nicht irgendwo ein Türchen auftun in Problematiken der Gegenwart? Oder soll einem die dystopische Düsternis des von Krieg und Seuchen verheerten Reiches Gegenwartszeichen genug sein? Auf Aktualisierung hat Kehlmann es nicht angelegt, was kein Nachteil sein muss. Es scheint, als fasziniere ihn der sprachliche und kulturelle Fundus des Vergangenen mehr als seine möglichen Lektionen. Warum auch nicht einen Roman schreiben, der sich klug darauf beschränkt, eine vergangene Epoche so getreulich wie erfinderisch abzubilden?“
Der Roman Lichtspiel handelt von dem Deutschen Stummfilmregisseur Georg Wilhelm Pabst, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus in einer „rettungslosen Verstrickung“ verliert. „Es gibt in all diesen Kapiteln fabelhafte Szenen, die sich Kehlmanns sprachlicher Subtilität verdanken. Da lässt sich eine Wahrnehmung durch eine andere überblenden so leicht wie in einem Film.“ In Peter Krötes Besprechung des Buches in der FAZ am Sonntag 2023 wird ebenfalls der besondere Charakter der Szenen hervorgehoben, die beinahe wie Filmszenen anmuten.
In seinem ersten Sachbuch Über Leo Perutz widmet sich Daniel Kehlmann dem heute in Vergessenheit geratenen österreichischen Schriftsteller Leo Perutz, der vor den Nationalsozialisten nach Palästina fliehen musste. „In seiner Auseinandersetzung mit Leo Perutz verzichtet Daniel Kehlmann ganz bewusst auf eine biografische Annäherung. Selbst anhand der Lebensäußerungen und Briefe des Schriftstellers entstehe kein scharfes Bild. Er wollte als Person nicht in Betracht kommen, meint Kehlmann“, heißt es im lesenswert Magazin von SWR Kultur. Daniel Kehlmann schreibt in seinem Buch über Leo Perutz auch darüber, wie dieser sein eigenes Werk beeinflusst hat, und spricht mit Begeisterung von den Texten des Autors.
Preise & Auszeichnungen
Daniel Kehlmann wird u.a. 1998 mit dem Förderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI ausgezeichnet. Das Stipendium des Literarischen Colloquiums in Berlin erhält er 2000. 2003 wird ihm der Förderpreis des Österreichischen Bundeskanzleramtes verliehen. Auch in den folgenden Jahren gewinnt Daniel Kehlmann zahlreiche Preise, u.a. 2006 den Preis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Kleist-Preis, 2007 den WELT-Literaturpreis, 2018 den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg, 2020 steht sein Roman Tyll in der englischsprachigen Übersetzung auf der Shortlist des International Booker Prize. Zuletzt wird ihm 2024 der Ludwig-Börne-Preis verliehen.
Mitgliedschaften
Der Autor ist u.a. Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung,seit 2008 und der Freien Akademie der Künste in Hamburg seit 2010. Von 2020 bis 2022 ist er Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. 2022 wird er Mitbegründer des PEN Berlin.
Sekundärliteratur:
Eintrag "Daniel Kehlmann". In: Munzinger Online/Personen, URL: https:
Externe Links:
Literatur von Daniel Kehlmann im BVB
Der österreichisch-deutsche Autor Daniel Kehlmann wird mit seinen Romanen, die oft auf historischen Ereignissen oder Personen basieren, schon in jungen Jahren auch international bekannt. In Deutschland zählen seine Bücher zu einem wichtigen Bestandteil der Nachkriegsliteratur und werden bereits als Schullektüre gelesen.
Werdegang
Daniel Kehlmann wird 1975 in München geboren. 1981 zieht die Familie nach Wien. Nach dem Besuch einer Jesuitenschule studiert Kehlmann Philosophie und Germanistik in Wien. Noch während dem Studium beginnt er mit dem Schreiben. Bereits sein erster Roman ist ein Erfolg, mit vielen weiteren Romanen, Erzählungen, Theaterstücken und Drehbüchern wird der Autor auch international bekannt. Mit steigendem Bekanntheitsgrad ist Kehlmann Gastdozent, sowohl an verschiedenen Universitäten in Deutschland als auch in New York. Der Autor betätigt sich außerdem als Essayist und Literaturkritiker für diverse namhafte Zeitungen und Magazine. Daniel Kehlmann lebt heute mit seiner Familie in Berlin.
Wichtige Werke
1997 erscheint Kehlmanns Debütroman Beerholms Vorstellung, ein Jahr später der Erzählband Unter der Sonne. 1999 folgt der zweite Roman Mahlers Zeit. Seine erste Novelle, Der fernste Ort, veröffentlicht Kehlmann 2001. Der Roman Ich und Kaminski (2003) dient 2015 als Vorlage für den gleichnamigen Kinofilm. Mit Die Vermessung der Welt gelingt Kehlmann 2005 der große internationale Durchbruch. In den folgenden Jahren erscheinen die Bücher Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten (2008), F (2013) und Tyll (2017). Sein aktueller Roman Lichtspiel erscheint 2023.
Sein erstes Theaterstück Geister in Princeton veröffentlicht Kehlmann 2011. Sein zweites Stück Der Mentor wird ein Jahr später in Wien uraufgeführt. Auch in den folgenden Jahren schreibt Kehlmann weitere Theaterstücke. Einige seiner Romane werden zudem für die Bühne adaptiert.
Daniel Kehlmann ist darüber hinaus Drehbuchautor des Films Nebenan (2021) sowie der Neuverfilmung von Thomas Manns gleichnamigen Romanfragment Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (2022). Auch für einige TV-Projekte, u.a. Kafka (2024, zusammen mit Regisseur David Schalko) schreibt Kehlmann das Drehbuch.
Sein erstes Sachbuch Über Leo Perutz. Sachbuch erscheint 2024 in der von Volker Weidermann im KiWi Verlag herausgegebenen Reihe „Bücher meines Lebens“. Leo Perutz galt in den 1920er- und 1930er-Jahren als einer der großen österreichischen Schriftseller.
Stil / Rezeption
Die Vermessung der Welt wird von der Kritik begeistert gelobt. Der Roman zählt zu einem der erfolgreichsten Bücher der deutschen Nachkriegsliteratur. Unter anderem schreibt Franz Haas 2005 in Der Standard: „Geschickt verstrickt er [der Autor] die Lebensläufe von Humboldt und Gauß – nicht zu einer wissenschaftlich stichfesten Doppelbiografie, sondern zu einem brillanten Unterhaltungsroman aus der Wissenschaftsgeschichte.“
In seiner Besprechung von Kehlmanns nächstem Bestsellerroman Tyll formuliert Christoph Bartmann in der SZ 2017 eine Frage der „Kehlmann-Zweifler“: „Worauf will der Autor mit dieser pittoresken Geschichtsfiktion denn nun eigentlich hinaus? Müsste sich nicht irgendwo ein Türchen auftun in Problematiken der Gegenwart? Oder soll einem die dystopische Düsternis des von Krieg und Seuchen verheerten Reiches Gegenwartszeichen genug sein? Auf Aktualisierung hat Kehlmann es nicht angelegt, was kein Nachteil sein muss. Es scheint, als fasziniere ihn der sprachliche und kulturelle Fundus des Vergangenen mehr als seine möglichen Lektionen. Warum auch nicht einen Roman schreiben, der sich klug darauf beschränkt, eine vergangene Epoche so getreulich wie erfinderisch abzubilden?“
Der Roman Lichtspiel handelt von dem Deutschen Stummfilmregisseur Georg Wilhelm Pabst, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus in einer „rettungslosen Verstrickung“ verliert. „Es gibt in all diesen Kapiteln fabelhafte Szenen, die sich Kehlmanns sprachlicher Subtilität verdanken. Da lässt sich eine Wahrnehmung durch eine andere überblenden so leicht wie in einem Film.“ In Peter Krötes Besprechung des Buches in der FAZ am Sonntag 2023 wird ebenfalls der besondere Charakter der Szenen hervorgehoben, die beinahe wie Filmszenen anmuten.
In seinem ersten Sachbuch Über Leo Perutz widmet sich Daniel Kehlmann dem heute in Vergessenheit geratenen österreichischen Schriftsteller Leo Perutz, der vor den Nationalsozialisten nach Palästina fliehen musste. „In seiner Auseinandersetzung mit Leo Perutz verzichtet Daniel Kehlmann ganz bewusst auf eine biografische Annäherung. Selbst anhand der Lebensäußerungen und Briefe des Schriftstellers entstehe kein scharfes Bild. Er wollte als Person nicht in Betracht kommen, meint Kehlmann“, heißt es im lesenswert Magazin von SWR Kultur. Daniel Kehlmann schreibt in seinem Buch über Leo Perutz auch darüber, wie dieser sein eigenes Werk beeinflusst hat, und spricht mit Begeisterung von den Texten des Autors.
Preise & Auszeichnungen
Daniel Kehlmann wird u.a. 1998 mit dem Förderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI ausgezeichnet. Das Stipendium des Literarischen Colloquiums in Berlin erhält er 2000. 2003 wird ihm der Förderpreis des Österreichischen Bundeskanzleramtes verliehen. Auch in den folgenden Jahren gewinnt Daniel Kehlmann zahlreiche Preise, u.a. 2006 den Preis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Kleist-Preis, 2007 den WELT-Literaturpreis, 2018 den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg, 2020 steht sein Roman Tyll in der englischsprachigen Übersetzung auf der Shortlist des International Booker Prize. Zuletzt wird ihm 2024 der Ludwig-Börne-Preis verliehen.
Mitgliedschaften
Der Autor ist u.a. Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung,seit 2008 und der Freien Akademie der Künste in Hamburg seit 2010. Von 2020 bis 2022 ist er Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. 2022 wird er Mitbegründer des PEN Berlin.
Eintrag "Daniel Kehlmann". In: Munzinger Online/Personen, URL: https: