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Geb.: 27.11.1946 in Treuchtlingen
Gest.: 11.1.2021
Ludwig Fels bei seiner Lesung "Reise zum Mittelpunkt des Herzens" am 22. Oktober 2007 in der "Blue Box" des Staatstheaters Nürnberg (Foto: Ralf Sokolowski)

Ludwig Fels

Ludwig Fels wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach Abbruch einer Malerlehre ist er 1964 als Hilfsarbeiter in verschiedenen Betrieben tätig (u.a. in Nürnberg als Packer einer Halbleiterfabrik), er verbringt einige Jahre in Aleppo und ist zeitweise Barbesitzer in der Türkei. Über den Werkkreis der Literatur der Arbeitswelt kommt er zum Schreiben, ab 1973 ist er freiberuflicher Schriftsteller und veröffentlicht seinen ersten Lyrikband Anläufe. Mit Die Sünden der Armut (1975) erscheint sein erster Roman. Neben Prosa und Gedichten schreibt Fels Theaterstücke und Hörspiele. Sprachgewaltig, mit einem oft aggressiven Vokabular durchsetzt, zählt Ludwig Fels schon bald zu den renommiertesten deutschen Gegenwartsautoren. Seine thematisch im subproletarischen Milieu und gegen jede Formen der Unterdrückung angesiedelten Werke bringen ihm den Ruf als deutscher Charles Bukowski und „Arbeiterschriftsteller“ ein, wenngleich Fels diese Etikette inzwischen ablehnt.

Die Liebe ist kein seltenes Thema: In dem Erfolgsroman Ein Unding der Liebe (1981) beschreibt der Autor die Unmöglichkeit des Gefühls, Liebe als Entdeckung der Kampfzone und trügerischer Hoffnungsschimmer am Horizont. Es folgen Die Eroberung der Liebe (1985) und Rosen für Afrika (1987). Erster und letzter Roman werden vom ZDF verfilmt.

Seine autobiografische Erzählung Der Himmel war eine große Gegenwart (1990) markiert einen literarischen Wendepunkt: Das Buch handelt vom Abschied eines Jungen von seiner krebskranken Mutter, von ihrer Lebens- und Leidensgeschichte. Gewalt und Gewalterfahrung werden motivisch vom Schuld- und Trauergefühl des Sohnes abgelöst. In Bleeding Heart (1993) wird die Beschäftigung mit der schmerzhaften Vergangenheit fortgesetzt: der Unglücksheld, ein verlassener Liebhaber, beschwört seine Drogen-, Gewalt- und Sexexzesse in einem Hotel erneut herauf.

1997 erscheint ein weiterer Roman von Ludwig Fels, Mister Joe. Negativer Held der Geschichte ist ein Päderast, der auf den Philippinen ein kleines Mädchen beim Sex tödlich verletzt, von der korrumpierten Landesjustiz indes freigesprochen wird. Mit Krums Versuchung (2003) knüpft Fels an seine frühere Phase als Autor an: Es ist die Geschichte des gescheiterten Schriftstellers und Schlagertexters Krum Gelding, der mit der Trivialisierung der Liebe Geld verdient, mit der Liebe im echten Leben aber so seine Probleme hat. Bis seine ehemalige Geliebte, die Südamerikanerin Saalha, sich meldet und Krum ihr zur Hilfe eilt. Seine Wertvorstellungen werden daraufhin mit einem Male auf den Kopf gestellt.

Feinfühlig und mitunter betörend wirkt Fels' nächster Liebesroman Reise zum Mittelpunkt des Herzens aus dem Jahre 2006. Er handelt von einem todkranken Mann, der auf seinem Sterbeweg liebevoll von seiner Gattin und seinem besten Freund begleitet wird. In Die Parks von Palilula (2009) geht es um einen alternden Schriftsteller, der von seiner Begegnung mit einem schwarzafrikanischen Mädchen in Wien erzählt, dessen Asylalltag er kennenlernt und dabei zum Ersatzgroßvater mutiert.

2010 setzt sich Ludwig Fels erneut mit den Themen Tod und Vergänglichkeit in dem Gedichtband Egal wo das Ende der Welt liegt auseinander. Der sonst in den Werken vorherrschende Grundtenor, „das Widerspiel zwischen dem gemeinen, schmerzhaften Unglück des Daseins und der ewigen Sehnsucht nach trunken-rauschhafter Seligkeit“ (Die Zeit, 17. Oktober 1997), wird teils ironisch, teils im zufriedenstellenden Staunen aufgefangen: „mein erstes Gedicht / handelte von einem Penner im Paradies. / Ich hab's weggeschmissen / weil ich nicht wußte / daß es ein Gedicht war“.

Zu Fels' Auszeichnungen zählen u.a.: der Förderpreis der Stadt Nürnberg (1973, zus. mit Max von der Grün), der Leonce-und-Lena-Preis (1979, zus. mit Rolf Haufs und Rainer Malkowski), der Kunstpreis der Stadt Nürnberg (1981), der Hans-Fallada-Preis (1983), das Villa-Massimo-Stipendium (1987), das Hamburger Stipendium für dialogische Literatur (1991), der Literaturpreis des Deutschen Literaturfonds (1992), die Otto-Braun-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung und das Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien (beide 2000), der Wolfgang-Koeppen-Preis (2004), der Literaturpreis der Wilhelm und Christine Hirschmann-Stiftung (2009) sowie der Wolfram-von-Eschenbach-Preis (2011). 1985/86 ist Fels Stadtschreiber von Bergen, 1989 von Otterndorf.

In der Laudatio zum Wolfgang-Koeppen-Preis heißt es, das Gesamtwerk von Ludwig Fels habe sich „über Jahrzehnte jenseits von Korrumpierbarkeit bewegt“, wobei er in einer kompromisslosen Sprache nach der Wahrheit hinter den Wirklichkeiten gesucht habe: „Die eigenartige Schönheit und Feierlichkeit von Fels' Prosa und Lyrik schließt jede Beliebigkeit aus [...].“

Der Autor lebt seit 1983 in Wien, wo er am 11. Januar 2021 stirbt.

Verfasst von: Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

http://www.poetenladen.de/ludwig-fels.htm, (20.07.2015).

http://www.literaturfestival.com/archiv/teilnehmer/autoren/2011/ludwig-fels, (20.07.2015).

Fels, Ludwig. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv, URL: http://www.munzinger.de/document/00000015594, (20.07.2015).


Externe Links:

Literatur von Ludwig Fels im BVB

Literatur über Ludwig Fels im BVB

Artikel von Ludwig Fels in Zeit Online