Hanns Schmidt
Der gebürtiger Regensburger Johann Schmidt besucht in seiner Heimatstadt die einstige Präparandenschule und lernt dort seine Frau Erna Hornauer kennen, die er am 30. September 1931 heiratet. In Regensburg werden auch drei seiner vier Kinder geboren. Er absolviert das dortige Lehrerseminar.
Als 1937 seine ersten Märchen entstehen, ist er Lehrer in der nördlichen Oberpfalz. Er unterrichtet in der eisenerzgeschichtlichen Gemeinde Hütten (Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab), 1938 wird er Lehrer in Weiden. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges meldet er sich am 26. August 1939 bei der Sammelstelle der Deutschen Wehrmacht in Weiden. Während seiner russischen Kriegsgefangenschaft schreibt „Hanns“ Schmidt – wie er sich jetzt fortan selbst nennt – weitere Märchen und Fabeln für Kinder. Nach seiner Heimkehr am 4. September 1949 über das bayerische Aufnahme- und Entlassungslager Hof-Moschendorf agiert Schmidt als gerngesehener „Märchenonkel“ mit pädagogischen Lesestunden in Pestalozzi-Manier im Weidener Amerikahaus, einem damaligen beliebten Treffpunkt der US-Reeducation zur neuen demokratischen Bildungsarbeit. Über seinen eigenen Wirkungskreis hinaus wird Hanns Schmidt bekannt, weil er eine groß angelegte Paketaktion für Kriegsgefangene in die Wege leitet, wofür er schließlich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wird.
Als Volksschulpädagoge unterrichtet Hanns Schmidt in den 1950ern an der Weidener Max-Reger-Schule und wird später Rektor der örtlichen Hammerwegschule. In seiner schulischen Freizeit schreibt er Märchen, Fabeln und Kurzgeschichten. Hanns Schmidt ahnt die unaufhaltsame TV-Reizüberflutung der kindlichen Zuschauer und bangt um die Phantasie der Kinder. In seinem Ruhestand erscheint 1984 Das verbotene Lachen und andere Märchen (Baur-Verlag Kunst und Alltag, München). Mit seinen fundierten, parabelartigen Märchen steht Hanns Schmidt damit durchaus in einer Tradition mit den Gebrüdern Grimm, Hans Christian Andersen, Ludwig Bechstein oder Wilhelm Hauff.
Angeregt durch chinesische Germanisten, bekundet ein Kinderbuchverlag im Zuge der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik der 1990er-Jahre Interesse an Hanns Schmidts Märchen, gerade weil westliche Märchen im „Reich der Mitte“ eine lange Tradition haben. So werden 1998 in China die Schmidtschen Märchen als Märchen von Onkel Sche-mi-te bekannt, die von der Shanghaier Künstlerin Zhang He illustriert werden. Eine zweite Auflage erscheint. Schmidts Märchen, gedruckt im „Verlag für fremdsprachige Literatur“ in Peking, erlangen weiteste Verbreitung. Glückliche Weichenstellung dabei ist sein dort lebender Sohn „Atze“ (Hans Karl) Schmidt (*1931), der nach Volontariat bei der Weidener Tageszeitung Der neue Tag und journalistischen Jahren in Kanada und Dänemark von 1987 bis 2004 als Lektor für den „Verlag für fremdsprachige Literatur“ arbeitet.[1]
Atze Schmidt, Sohn des Schriftstellers Hanns Schmidt, Foto: Amberger Zeitung
Einige Jahre nach Pensionseintritt zieht der Pädagoge und Kinderbuchautor Hanns Schmidt familienbedingt am 21. Juni 1979 nach Karlsruhe zur Familie seiner Tochter Irmgard Lohrer, wo ihm noch immer neue Geschichten einfallen, die er zu Papier bringt. Zu seinem 90. Geburtstag überraschen ihn seine Urenkel und Urenkelinnen mit einer Theateraufführung seines Märchens von der Prinzessin Nimmersatt. Er stirbt schließlich am 6. Januar 2000 in Karlsruhe.
[1] Seine Frau unterrichtet in dieser Zeit im Pekinger Goethe-Institut. Der heute in Rütenbrock/Emsland lebende „Atze“ Schmidt ediert Jahre später sein stark beachtetes Sachbuch China tickt anders. Jahre einer intensiven Begegnung (2. verb. Aufl. 2013). Bereits 1999 erscheinen von ihm Chinesische Aphorismen. Berühmte Sprüche chinesischer Denker aus fünf Jahrtausenden. Chinesisch-Deutsch. An seine erlebte deutsche Nachkriegszeit erinnern die kulinarischen Wortgeschichten Muckefuck und falsches Marzipan. Die Kochkunst der mageren Jahre (1985).
Sekundärliteratur:
Baron, Bernhard M. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21), S. 58.
Geschichten von Onkel Sche-mi-te (1998). In China erscheint ein Buch mit Märchen von Hanns Schmidt. In: China heute, Kultur und Kunst, Beijing/China Nr. 2, S. 34f. URL: http://chinatoday.sinoperi.com/de19982/617736.jhtml, (31.08.2017).
Hoffmann, Helene (1959): Weidens Schulgeschichte. Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 3), S. 50 und S. 67.
Meldekarte des Einwohnermeldeamtes der Stadt Weiden i.d. OPf. In: Stadtarchiv Weiden i.d. OPf.
„mz“ (1999): Märchendichter vollendet sein 95. Lebensjahr, in der Reihe „Leute heute“. In: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) vom 5. September 1999.
„on“ (1995): Geschichten von Hanns Schmidt erscheinen auf Chinesisch. Märchenonkel Sche-mi-te. Der Verfasser war Rektor der Hammerwegschule in Weiden. In: Der neue Tag (Weiden i.d. OPf.), 1. März.
Wang, Kanmin (1985): Pipi-Lu für Zhang. Kinderliteratur in China. In: ZEITmagazin, 8. November. URL: http://www.zeit.de/1985/46/pipi-lu-fuer-zhang, (31.08.2017).
Externe Links:
Der gebürtiger Regensburger Johann Schmidt besucht in seiner Heimatstadt die einstige Präparandenschule und lernt dort seine Frau Erna Hornauer kennen, die er am 30. September 1931 heiratet. In Regensburg werden auch drei seiner vier Kinder geboren. Er absolviert das dortige Lehrerseminar.
Als 1937 seine ersten Märchen entstehen, ist er Lehrer in der nördlichen Oberpfalz. Er unterrichtet in der eisenerzgeschichtlichen Gemeinde Hütten (Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab), 1938 wird er Lehrer in Weiden. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges meldet er sich am 26. August 1939 bei der Sammelstelle der Deutschen Wehrmacht in Weiden. Während seiner russischen Kriegsgefangenschaft schreibt „Hanns“ Schmidt – wie er sich jetzt fortan selbst nennt – weitere Märchen und Fabeln für Kinder. Nach seiner Heimkehr am 4. September 1949 über das bayerische Aufnahme- und Entlassungslager Hof-Moschendorf agiert Schmidt als gerngesehener „Märchenonkel“ mit pädagogischen Lesestunden in Pestalozzi-Manier im Weidener Amerikahaus, einem damaligen beliebten Treffpunkt der US-Reeducation zur neuen demokratischen Bildungsarbeit. Über seinen eigenen Wirkungskreis hinaus wird Hanns Schmidt bekannt, weil er eine groß angelegte Paketaktion für Kriegsgefangene in die Wege leitet, wofür er schließlich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wird.
Als Volksschulpädagoge unterrichtet Hanns Schmidt in den 1950ern an der Weidener Max-Reger-Schule und wird später Rektor der örtlichen Hammerwegschule. In seiner schulischen Freizeit schreibt er Märchen, Fabeln und Kurzgeschichten. Hanns Schmidt ahnt die unaufhaltsame TV-Reizüberflutung der kindlichen Zuschauer und bangt um die Phantasie der Kinder. In seinem Ruhestand erscheint 1984 Das verbotene Lachen und andere Märchen (Baur-Verlag Kunst und Alltag, München). Mit seinen fundierten, parabelartigen Märchen steht Hanns Schmidt damit durchaus in einer Tradition mit den Gebrüdern Grimm, Hans Christian Andersen, Ludwig Bechstein oder Wilhelm Hauff.
Angeregt durch chinesische Germanisten, bekundet ein Kinderbuchverlag im Zuge der chinesischen Reform- und Öffnungspolitik der 1990er-Jahre Interesse an Hanns Schmidts Märchen, gerade weil westliche Märchen im „Reich der Mitte“ eine lange Tradition haben. So werden 1998 in China die Schmidtschen Märchen als Märchen von Onkel Sche-mi-te bekannt, die von der Shanghaier Künstlerin Zhang He illustriert werden. Eine zweite Auflage erscheint. Schmidts Märchen, gedruckt im „Verlag für fremdsprachige Literatur“ in Peking, erlangen weiteste Verbreitung. Glückliche Weichenstellung dabei ist sein dort lebender Sohn „Atze“ (Hans Karl) Schmidt (*1931), der nach Volontariat bei der Weidener Tageszeitung Der neue Tag und journalistischen Jahren in Kanada und Dänemark von 1987 bis 2004 als Lektor für den „Verlag für fremdsprachige Literatur“ arbeitet.[1]
Atze Schmidt, Sohn des Schriftstellers Hanns Schmidt, Foto: Amberger Zeitung
Einige Jahre nach Pensionseintritt zieht der Pädagoge und Kinderbuchautor Hanns Schmidt familienbedingt am 21. Juni 1979 nach Karlsruhe zur Familie seiner Tochter Irmgard Lohrer, wo ihm noch immer neue Geschichten einfallen, die er zu Papier bringt. Zu seinem 90. Geburtstag überraschen ihn seine Urenkel und Urenkelinnen mit einer Theateraufführung seines Märchens von der Prinzessin Nimmersatt. Er stirbt schließlich am 6. Januar 2000 in Karlsruhe.
[1] Seine Frau unterrichtet in dieser Zeit im Pekinger Goethe-Institut. Der heute in Rütenbrock/Emsland lebende „Atze“ Schmidt ediert Jahre später sein stark beachtetes Sachbuch China tickt anders. Jahre einer intensiven Begegnung (2. verb. Aufl. 2013). Bereits 1999 erscheinen von ihm Chinesische Aphorismen. Berühmte Sprüche chinesischer Denker aus fünf Jahrtausenden. Chinesisch-Deutsch. An seine erlebte deutsche Nachkriegszeit erinnern die kulinarischen Wortgeschichten Muckefuck und falsches Marzipan. Die Kochkunst der mageren Jahre (1985).
Baron, Bernhard M. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21), S. 58.
Geschichten von Onkel Sche-mi-te (1998). In China erscheint ein Buch mit Märchen von Hanns Schmidt. In: China heute, Kultur und Kunst, Beijing/China Nr. 2, S. 34f. URL: http://chinatoday.sinoperi.com/de19982/617736.jhtml, (31.08.2017).
Hoffmann, Helene (1959): Weidens Schulgeschichte. Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 3), S. 50 und S. 67.
Meldekarte des Einwohnermeldeamtes der Stadt Weiden i.d. OPf. In: Stadtarchiv Weiden i.d. OPf.
„mz“ (1999): Märchendichter vollendet sein 95. Lebensjahr, in der Reihe „Leute heute“. In: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) vom 5. September 1999.
„on“ (1995): Geschichten von Hanns Schmidt erscheinen auf Chinesisch. Märchenonkel Sche-mi-te. Der Verfasser war Rektor der Hammerwegschule in Weiden. In: Der neue Tag (Weiden i.d. OPf.), 1. März.
Wang, Kanmin (1985): Pipi-Lu für Zhang. Kinderliteratur in China. In: ZEITmagazin, 8. November. URL: http://www.zeit.de/1985/46/pipi-lu-fuer-zhang, (31.08.2017).