Hilda Sandtner
Hilda Sandtner ist das zwölfte und jüngste Kind eines Volksschullehrers aus Türkheim. Die Familie lebt nach der Versetzung des Vaters in Steinheim bei Dillingen. Dort besucht Hilda Sandtner die Volksschule, anschließend die Schule im Kloster Wettenhausen und die Deutsche Aufbauschule Lauingen, die Hilda Sandtner 1938 mit der Reifeprüfung (Abitur) abschließt. Die beengten finanziellen Mittel der Familie machen ein Studium für die begabte junge Frau unmöglich. Hilda Sandtner absolviert daher zunächst eine Ausbildung zur Volksschullehrerin an der Lehrerbildungsanstalt in Lauingen. Sie empfindet diese Tätigkeit als unbefriedigend und beginnt 1943 – obgleich fast mittellos – ein Kunststudium an der Akademie für angewandte Kunst in München (heute Akademie der Bildenden Künste), das sie erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fortsetzen und abschließen kann. Der Hochschulprofessor Josef Oberberger erkennt ihre künstlerische Begabung und lässt sie als Meisterschülerin an Großaufträgen mitwirken.
1952/1953 legt sie die Staatsprüfungen für das Höhere Lehramt ab, fertigt Entwürfe für Porzellanmalerei und arbeitet als Kunsterzieherin am Gymnasium in Weiden. 1959 wechselt Hilda Sandtner als Dozentin an die Pädagogische Hochschule Augsburg, wo sie den Fachbereich Kunsterziehung aufbaut. 1970 erfolgt ihre Ernennung zur Honorarprofessorin. 1972 wird das Institut in die neu gegründete Universität Augsburg eingegliedert; Hilda Sandtner ist von 1976 bis zu ihrer Emeritierung 1984 Inhaberin des dortigen Lehrstuhls für Kunsterziehung. In vielen ihrer mehr als 20 wissenschaftlichen Publikationen widmet sich die Künstlerin dem Umgang mit textilen Materialien. Ihre große Privatsammlung an Textilien und Kunstgegenständen aus aller Welt übergibt sie an die Stadt Mindelheim, wo sie einen Zweitwohnsitz hat; die Sammlung bildet den Grundstock des 1986 eröffneten Textilmuseums Mindelheim.
© Mindelheimer Museen
Von Hilda Sandtner stammen die Meditationsbücher Trost der Ewigkeit (1968), Mutter – Ein Lobpreis in Bildern (1973) und In allem ist Licht (1973). Darüber hinaus zeigt sie mit dem Herausgeben der Bücher Schwäbischer Flecklesteppich (1978), So sagt‘s dr Schwob „Von der Wiege bis zur Bahre“ in bäuerlichen Redensarten und Sinnsprüchen (1980), Schwäbische Sprüch‘ (1981) und Schwäbische Witz (1982) ihre tiefe Verbundenheit mit ihrer schwäbischen Heimat. Für die von ihrem 20 Jahre älteren Bruder Hermann Sandtner (1899-1954) verfasste schwäbische Weihnachtslegende Der Schtearn von Bethlehem fertigt sie die Illustrationen.
1989 wird Hilda Sandtner mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet, 1994 mit dem Allgäuer Ehrentaler des Heimatbundes Allgäu und 2001 mit dem goldenen Ehrenring der Stadt Mindelheim. Sowohl in Stadtbergen als auch Mindelheim erinnert eine Straße an sie. 2006 verstirbt Hilda Sandtner im Diakonissenhaus in Augsburg. 2019 wird anlässlich ihres 100. Geburtstags in der Sonderausstellung „Hilda!“ in Mindelheim das enorme Spektrum ihres künstlerischen Schaffens aufgezeigt.
Sekundärliteratur:
Hofgärtner, Erich (Hg.) (2017): Hilda Sandtner – die Zeichnerin und Glasmalerin. Verlag Dr. Rudolf Wittmann, Augsburg.
Holzbaur, Erwin (2001): Laudatio für Frau Professor Hilda Sandtner. In: Der Schwabenspiegel. Bd. 2, S. 126-133.
Roth-Bojadzhiev, Gertrud (2004): Bedingungslos in ihrer Auffassung von künstlerischer Arbeit. Gertrud Roth-Bojadzhiev über Hilda Sandtner.
Externe Links:
Literatur von Hilda Sandtner im BVB
Hilda Sandtner ist das zwölfte und jüngste Kind eines Volksschullehrers aus Türkheim. Die Familie lebt nach der Versetzung des Vaters in Steinheim bei Dillingen. Dort besucht Hilda Sandtner die Volksschule, anschließend die Schule im Kloster Wettenhausen und die Deutsche Aufbauschule Lauingen, die Hilda Sandtner 1938 mit der Reifeprüfung (Abitur) abschließt. Die beengten finanziellen Mittel der Familie machen ein Studium für die begabte junge Frau unmöglich. Hilda Sandtner absolviert daher zunächst eine Ausbildung zur Volksschullehrerin an der Lehrerbildungsanstalt in Lauingen. Sie empfindet diese Tätigkeit als unbefriedigend und beginnt 1943 – obgleich fast mittellos – ein Kunststudium an der Akademie für angewandte Kunst in München (heute Akademie der Bildenden Künste), das sie erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fortsetzen und abschließen kann. Der Hochschulprofessor Josef Oberberger erkennt ihre künstlerische Begabung und lässt sie als Meisterschülerin an Großaufträgen mitwirken.
1952/1953 legt sie die Staatsprüfungen für das Höhere Lehramt ab, fertigt Entwürfe für Porzellanmalerei und arbeitet als Kunsterzieherin am Gymnasium in Weiden. 1959 wechselt Hilda Sandtner als Dozentin an die Pädagogische Hochschule Augsburg, wo sie den Fachbereich Kunsterziehung aufbaut. 1970 erfolgt ihre Ernennung zur Honorarprofessorin. 1972 wird das Institut in die neu gegründete Universität Augsburg eingegliedert; Hilda Sandtner ist von 1976 bis zu ihrer Emeritierung 1984 Inhaberin des dortigen Lehrstuhls für Kunsterziehung. In vielen ihrer mehr als 20 wissenschaftlichen Publikationen widmet sich die Künstlerin dem Umgang mit textilen Materialien. Ihre große Privatsammlung an Textilien und Kunstgegenständen aus aller Welt übergibt sie an die Stadt Mindelheim, wo sie einen Zweitwohnsitz hat; die Sammlung bildet den Grundstock des 1986 eröffneten Textilmuseums Mindelheim.
© Mindelheimer Museen
Von Hilda Sandtner stammen die Meditationsbücher Trost der Ewigkeit (1968), Mutter – Ein Lobpreis in Bildern (1973) und In allem ist Licht (1973). Darüber hinaus zeigt sie mit dem Herausgeben der Bücher Schwäbischer Flecklesteppich (1978), So sagt‘s dr Schwob „Von der Wiege bis zur Bahre“ in bäuerlichen Redensarten und Sinnsprüchen (1980), Schwäbische Sprüch‘ (1981) und Schwäbische Witz (1982) ihre tiefe Verbundenheit mit ihrer schwäbischen Heimat. Für die von ihrem 20 Jahre älteren Bruder Hermann Sandtner (1899-1954) verfasste schwäbische Weihnachtslegende Der Schtearn von Bethlehem fertigt sie die Illustrationen.
1989 wird Hilda Sandtner mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet, 1994 mit dem Allgäuer Ehrentaler des Heimatbundes Allgäu und 2001 mit dem goldenen Ehrenring der Stadt Mindelheim. Sowohl in Stadtbergen als auch Mindelheim erinnert eine Straße an sie. 2006 verstirbt Hilda Sandtner im Diakonissenhaus in Augsburg. 2019 wird anlässlich ihres 100. Geburtstags in der Sonderausstellung „Hilda!“ in Mindelheim das enorme Spektrum ihres künstlerischen Schaffens aufgezeigt.
Hofgärtner, Erich (Hg.) (2017): Hilda Sandtner – die Zeichnerin und Glasmalerin. Verlag Dr. Rudolf Wittmann, Augsburg.
Holzbaur, Erwin (2001): Laudatio für Frau Professor Hilda Sandtner. In: Der Schwabenspiegel. Bd. 2, S. 126-133.
Roth-Bojadzhiev, Gertrud (2004): Bedingungslos in ihrer Auffassung von künstlerischer Arbeit. Gertrud Roth-Bojadzhiev über Hilda Sandtner.