Am 26. Oktober 1862 wird Josef Max Reile in Wasserzell bei Eichstätt als Sohn eines Metzgermeisters und einer Schmiedemeistertocher geboren. Nach Schule und Lehre tritt er mit 21 Jahren in den Orden der Barmherzigen Brüder ein und erhält den Ordensnamen Bonifaz. 1893 wird er mit zwei Brüdern nach Wörishofen geschickt, um dort die Leitung des Sebastianeums zu übernehmen. Daneben wird er Sebastian Kneipps Sekretär, organisiert Kneipps Sprechstunden und hält Sprechstunden, wenn Pfarrer Kneipp nicht in Wörishofen weilt. So gerät er in Konkurrenz zu Dr. Baumgarten, einem weiteren engen Kneipp-Mitarbeiter. 1919 wird Bruder Bonifaz von seinem Ordensoberen nach Kostenz im Bayerischen Wald geschickt. Weitere Versetzungen folgen. 1922 tritt er im Alter von 60 Jahren aus dem Orden aus und versucht, sich mit Privatsprechstunden, vor allem in Frankfurt am Main und Wörishofen, über Wasser zu halten. 1931 geht er nach Neuhaus bei Schärding. Reile, der sich weiter Bonifaz nennt, stirbt erblindet in Altötting und wird in Bad Wörishofen beerdigt, wo ein Bonifaz-Reile-Weg an ihn erinnert.

Prior Bonifaz Reile schreibt an Kneipps Codizill zu meinem Testamente für Gesunde und Kranke (1896) mit. Nach Kneipps Tod 1897 führt er einige Publikationen des Wasser­doktors fort, bringt weiter den Kneippkalender heraus, arbeitet an „Sebastian Kneipps gesammelte Schriften“ mit und hat zeitweise die Redaktion der Kneipp-Blätter inne. 1905 erscheint von ihm Das kleine Kneipp-Buch in 3. Auflage (Erstauflage 1900!). Das große Kneippbuch von 1903 gibt es ab 1905 auch in tschechischer Sprache zu kaufen. Neben weiteren Publikationen zu Kneipps Lehre verdient besonders Reiles Büchlein Erinnerungen an Kneipp – Reminiszenzen eines Achtzigjährigen an die Zusammenarbeit mit Monsignore Kneipp von 1892 – 1897 Beachtung. Es enthält auch Erinnerungen an das Dorf Wörishofen zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Anlässlich des 70. Todestags erscheint 2021 seine reich bebilderte Biographie Bonifaz Reile – Mitarbeiter und Nachfolger von Sebastian Kneipp, herausgegeben von den beiden Heimatforschern Alois Epple aus Türkheim und Michael Scharpf aus Bad Wörishofen.