Marcelin Sturm
Marcelin Sturm wird als Sohn eines Schusters geboren, besucht das kurfürstliche Gymnasium, später das Lyzeum in Amberg und nimmt 1782 in Ingolstadt das Studium der Rechtswissenschaften auf, das er aber – vielleicht aus finanziellen Gründen – im Jahr 1785 abbricht. 1786 tritt er in das Kloster der Augustinereremiten in München ein. Nach dem hauseigenen Theologiestudium und der Priesterweihe wirkt er als Kollektor in Seemannshausen, dann als Prediger in München, bevor er 1800 aus gesundheitlichen Gründen um seine Versetzung nach Schönthal ersucht. Nach der Säkularisation 1802 bleibt er dort und in der ehemaligen Klosterpfarrei Hiltersried als Kooperator.
Sturms einzige literarische Veröffentlichung, eine Ausgabe mit Liedern zum Theil in baierischer Mundart, ist erst Jahre nach seinem Tod erschienen. In der Mehrzahl dürften sie während seiner Studienzeit entstanden sein, als er sich als Volkssänger in Wirtsstuben ein kleines Zubrot zu verdienen sucht. In barocker Manier wissen die vielstrophigen, oft deftig-satirischen Lieder, die in der Hochsprache oder in der Mundart als einem eigenständigen Ausdrucksmittel verfasst sind, Scherz und Ernst, Unterhaltung und Belehrung geistreich zu verbinden. Mitunter kommen sie (z.B. „Die Erbsünde“ oder „Der Tod“) als versifizierte Barockpredigten daher, die dem Zuhörer bzw. Leser eindringlich seine Sündhaftigkeit vor Augen führen und ihn sprachgewaltig zu Buße und Umkehr ermahnen. Schmunzelnd, voller Humor und Heiterkeit schildert Sturm aber auch in ‚weltlichen‘ Liedern das Leben auf dem Land – im „Kammerfensterl“ berichtet er von einem nächtlichen Abenteuer, und im „Hausgemälde“ führt er ein Streitgespräch zwischen dem trinkfreudigen Ehemann und seiner Frau vor, das in lustvoller Derbheit eine Vorstellung vom ‚Ehekreuz‘ vermittelt.
Sturms Lieder sind der geistlich-volkstümlichen Tradition des bayerischen Sprach- und Kulturraums verpflichtet. Den offensichtlich populären Namen des Volkssängers suchen epigonale Nachahmer noch Jahrzehnte nach seinem Tod zu vermarkten, wie beispielsweise der als ‚Saumüller‘ bekannte Amtsarzt Carl Theodor Müller, der 1824 eine Sammlung derber Gedichte, Aufsätze und Lieder im Geiste Marc. Sturms veröffentlicht.
Sekundärliteratur:
Denz, Josef (1994): Marcelin Sturm – ein vergessener Oberpfälzer Volkssänger. In: Die Oberpfalz 82, S. 152-158.
Holland, Hyacinth: Sturm, Nikolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 45-48, http://www.deutsche-biographie.de/pnd101244193.html?anchor=adb, (08.08.2012).
Knedlik, Manfred (2010): Urwüchsige Sprachgewalt. Vor 250 Jahren wurde der Sänger, Dichter und Komponist Marcelin Sturm geboren. In: Literatur in Bayern 26. Nr. 101, S. 49-51.
Externe Links:
Literatur von Marcelin Sturm im BVB
Marcelin Sturm wird als Sohn eines Schusters geboren, besucht das kurfürstliche Gymnasium, später das Lyzeum in Amberg und nimmt 1782 in Ingolstadt das Studium der Rechtswissenschaften auf, das er aber – vielleicht aus finanziellen Gründen – im Jahr 1785 abbricht. 1786 tritt er in das Kloster der Augustinereremiten in München ein. Nach dem hauseigenen Theologiestudium und der Priesterweihe wirkt er als Kollektor in Seemannshausen, dann als Prediger in München, bevor er 1800 aus gesundheitlichen Gründen um seine Versetzung nach Schönthal ersucht. Nach der Säkularisation 1802 bleibt er dort und in der ehemaligen Klosterpfarrei Hiltersried als Kooperator.
Sturms einzige literarische Veröffentlichung, eine Ausgabe mit Liedern zum Theil in baierischer Mundart, ist erst Jahre nach seinem Tod erschienen. In der Mehrzahl dürften sie während seiner Studienzeit entstanden sein, als er sich als Volkssänger in Wirtsstuben ein kleines Zubrot zu verdienen sucht. In barocker Manier wissen die vielstrophigen, oft deftig-satirischen Lieder, die in der Hochsprache oder in der Mundart als einem eigenständigen Ausdrucksmittel verfasst sind, Scherz und Ernst, Unterhaltung und Belehrung geistreich zu verbinden. Mitunter kommen sie (z.B. „Die Erbsünde“ oder „Der Tod“) als versifizierte Barockpredigten daher, die dem Zuhörer bzw. Leser eindringlich seine Sündhaftigkeit vor Augen führen und ihn sprachgewaltig zu Buße und Umkehr ermahnen. Schmunzelnd, voller Humor und Heiterkeit schildert Sturm aber auch in ‚weltlichen‘ Liedern das Leben auf dem Land – im „Kammerfensterl“ berichtet er von einem nächtlichen Abenteuer, und im „Hausgemälde“ führt er ein Streitgespräch zwischen dem trinkfreudigen Ehemann und seiner Frau vor, das in lustvoller Derbheit eine Vorstellung vom ‚Ehekreuz‘ vermittelt.
Sturms Lieder sind der geistlich-volkstümlichen Tradition des bayerischen Sprach- und Kulturraums verpflichtet. Den offensichtlich populären Namen des Volkssängers suchen epigonale Nachahmer noch Jahrzehnte nach seinem Tod zu vermarkten, wie beispielsweise der als ‚Saumüller‘ bekannte Amtsarzt Carl Theodor Müller, der 1824 eine Sammlung derber Gedichte, Aufsätze und Lieder im Geiste Marc. Sturms veröffentlicht.
Denz, Josef (1994): Marcelin Sturm – ein vergessener Oberpfälzer Volkssänger. In: Die Oberpfalz 82, S. 152-158.
Holland, Hyacinth: Sturm, Nikolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 45-48, http://www.deutsche-biographie.de/pnd101244193.html?anchor=adb, (08.08.2012).
Knedlik, Manfred (2010): Urwüchsige Sprachgewalt. Vor 250 Jahren wurde der Sänger, Dichter und Komponist Marcelin Sturm geboren. In: Literatur in Bayern 26. Nr. 101, S. 49-51.