Info
Geb.: 18.12.1643 in Breslau
Gest.: 24.4.1720 in Schloss Muglhof
Georg Christoph Ferdinand von Räsewitz, zeitgenössisches Porträt (1689). Vermutlich vom Vohenstraußer Maler Erhart Bayer, aus dem Schloss Neidstein (Lkr. Amberg-Sulzbach).
Titel: Prof. Dr. jur.
Namensvarianten: Georg Christoph Ferdinand von Räsewitz; Passel, Christianus, Zephyrinus de Pace

Georg von Räsewitz

Der gebürtige evangelische Breslauer besucht (nach diversen Privatlehrern) ab 1656 das Magdalenen-Gymnasium in Breslau. 1664 geht der junge Aristokrat, der sich bald nach seinem Großvater, Dr. Conrad von Passel, auch „Passel“ nennt, an die Universität („Academia Juliana“) Helmstedt bei Braunschweig. Er studiert Jura, Politikwissenschaften und Staatsgeschichte. Auf den Tod des Herzogs August d. J. zu Braunschweig und Lüneburg am 17. September 1666 fertigt er ein „deutsches Gedicht“. 1667 – Räsewitz wird Professor der Rechte – erscheint seine gedruckte Dissertation De gratia delinquentibus facienda et variis … („Das Recht des Angeklagten auf Gnade und …“). Georg von Räsewitz kehrt nach Schlesien zurück, wo er 1670 Hofmeister im Dienst des Grafen Johann Heinrich von Hochberg und Fürstenstein wird.

Wechselnde Herrschaftsanstellungen, die ihn auch nach Hof, Bayreuth und Prag führen, zeigen den unruhigen Geist des jungen Intellektuellen. 1678 wird er Hof- und Consistorialrath beim Grafen Heinrich II. von Reuß (ältere Linie aus dem Hause Greiz, Linie Untergreiz), also Regierungschef des Reuss'schen Territoriums. 1681 konvertiert Räsewitz zum Katholizismus. Nach einem kurzen Aufenthalt in Eger lässt sich Räsewitz 1689 auf dem von ihm gekauften, ruinenartigen Landsassengut Muglhof in der Landgrafenschaft Leuchtenberg (heute Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab) nieder.  Räsewitz beschäftigt sich hier mit Landwirtschaft und fertigt wissenschaftliche und theologische Schriften, Trauergedichte, Leichenpredigten und Lebensläufe an.

Der mehrsprachige Universalgelehrte Räsewitz hat als Brieffreund Kontakt mit dem Philosophen und Wissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), der selbst mehrfach die Obere Pfalz durchquert und dabei 1687/88 die Bleibergwerke von Erbendorf (Lkr. Tirschenreuth) und Freihung (Lkr. Amberg-Sulzbach) besichtigt.

Räsewitz' stiller Traum, Nachfolger des 1689 gestorbenen Christian Knorr von Rosenroth und Hofkanzler in Sulzbach zu werden, geht nicht in Erfüllung. Fast verzweifelt schreibt er in seinem Brief vom 31. März 1717: „[...] in dem ich allhier in einem Lande lebe, worinnen gelehrte Leute so rar, als sie etwas in Podolien oder der Ukraine sein mögen. Es hat nirgends eine Buchläden noch Druckereyen; und was etwa noch von diesen letzten sich irgendwo findet, das ist unter der Direction der Jesuiten [...]“. Es liegt ferner in der eigentümlichen Mittelstellung Räsewitz', dass er weder bei Katholiken noch bei Protestanten vollen Beifall findet – aber trotzdem nach beiden Seiten hin vielerlei Anregungen gibt.

Schicksalhaft stirbt der Wahl-Oberpfälzer, der sich zuletzt resigniert in religiösen Betrachtungen zurückgezogen hat, am 24. April 1720 beim Lesen der Bibel in seinem neuen Schlossgarten zu Muglhof (heute Ortsteil von Weiden). Sein Grab befindet sich in der Pfarrkirche – unweit des Hochaltars – im nahegelegenen Dörfchen Roggenstein (heute Stadtteil von Vohenstrauß/Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab).

Der Oberpfälzer Heimatforscher Dipl.-Ing. Franz Josef Lang (Irchenrieth) hat sich jahrelang akribisch um die Zusammenstellung des (meist nach 1720 verlorengegangenen) literarischen Werks Räsewitz' verdient gemacht und 1992 die verschiedenen Aufbewahrungsorte ermittelt (Universitätsbibliothek Eichstätt, Niedersächsische Landesbibliothek, Stadtbibliothek Braunschweig, Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel).

Verfasst von: Bernhard M. Baron / Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

Baron, Bernhard M. (20074): Weiden in der Literaturgeographie. Eine Literaturgeschichte (Weidner Heimatkundliche Arbeiten Nr. 21), Pressath, S. 23.

Lang, Franz Josef (1992): George Christoph Ferdinand von Räsewitz. Leben und Wirken des bedeutenden Oberpfälzer Barockschriftstellers und Muglhofer Landsassen. In: Oberpfälzer Heimat 36, Weiden i.d. OPf., S. 65-82.

Ders. (2008): Neues zum Herrn von Räsewitz, Erbherr auf Muglhof. In: Oberpfälzer Heimat 52, Weiden i.d. OPf., S. 41-50.

Zimmermann, Paul (1888): Räsewitz, Georg Christoph Ferdinand von. In: Allgemeine Deutsche Biographie, URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd100543804.html, (05.07.2013).


Externe Links:

Literatur von Georg Christoph Ferdinand von Räsewitz im BVB

Literatur über Georg Christoph Ferdinand von Räsewitz im BVB