Benno Rauchenegger
Der Journalist, Humorist und Dramatiker wird als Sohn des Salzbeamten Dr. Benno Rauchenegger und seiner Frau Sophia, geb. de Spét in der Maximilianstraße 24 in Memmingen geboren, doch zieht die Familie bereits 1845 nach München um. Beide Eltern sind schriftstellerisch tätig. Sein Vater publiziert ein Drama Marko Botzaris oder der Freiheitskampf der Griechen (München 1839) und Abhandlungen wie Papstthum und deutsches Kaiserthum oder die Infallibilität und ihre Bedeutung für die deutschen National-Interessen und Das Theater in seiner wissenschaftlichen und nationalen Bedeutung und Behandlung (Leipzig 1845). Seine Mutter macht mit der Schrift Meine Mission bei Pius IX. und Napoleon III. 1859-64. Enthüllungen über die italienische und französische Camarilla (Elberfeld 1877) auf sich aufmerksam.
Nach der Volksschule besucht Rauchenegger das Ludwigsgymnasium, bis er im Alter von 15 Jahren als Freiwilliger zum Militär geht. Nachdem er zunächst einen kaufmännischen Beruf ergreift, schält sich immer mehr sein Interesse an journalistischer und schriftstellerischer Tätigkeit heraus.
1863 heiratet er Maria Röhl aus Traunstein, wo er vergeblich versucht, eine neue Zeitung zu gründen. Aus der Ehe gehen drei Töchter und ein Sohn hervor. Sein deutlich jüngerer Bruder Alois Edgar (1861-1908) macht sich einen Namen als Tiermaler und Exlibris-Künstler. Wie der Dialektdichter Wilhelm Dusch ist Rauchenegger Mitglied einer Münchner Freimaurerloge.
Benno Rauchenegger schreibt u.a. für das Allgäuer Anzeigenblatt, die Augsburger Abendzeitung, die Münchener Neuesten Nachrichten sowie die Zeitschriften Gartenlaube, Über Land und Meer und die Fliegenden Blätter. Seine Arbeiten machen Minister Sigmund von Pfeufer auf ihn aufmerksam, der ihm 1877 einen Kanzlei- und Registraturposten im Innenministerium verschafft, in dem er sich bis zu seiner krankheitsbedingten Frühpensionierung 1897 zum Geheimsekretär hochdient. Obwohl er sich in diesen zwanzig Jahren seiner schriftstellerischen Tätigkeit nur noch in der kargen Freizeit widmen kann, ist er erstaunlich produktiv. Er veröffentlicht Dialektgedichte und zahllose humoristische Kleinbürgerskizzen mit den rasch populär werdenden Charakteren der Frau Maria Wurzl vom Viktualienmarkt und des Privatiers Nudelmaier mit Familie. Nudelmaier jr. in Afrika: und sonstige Reiseberichte des Redactions-Personales der Weltschrift G‘schaftlhuber (1898) wird von dem populären Maler und Karikaturisten Eugen von Baumgarten illustriert. Otto Julius Bierbaum kommentiert dieses fiktionale Münchner Original kritisch: „Rauchenegger ist ein Lokalhumorist, der den guten Einfall hatte, gerade den Typus zu erfinden, der seines Erfolges Bedingung ist: den berühmten Nudelmeier, den liebenswürdigen Philister [...] aber München besteht durchaus nicht, wie man zuweilen auswärts meint, lediglich aus Nudelmeiern.“
(c) Harald Beck
Als literarisch höherstehend bezeichnet Aloys Dreyer die unter dem Titel Humoresken gesammelten oberbayerischen Dorfgeschichten, die Rauchenegger in den Fliegenden Blättern veröffentlicht. Erwähnung verdient auch der Führer durch d‘ Münchnerstadt von 1888, den er mit Ludwig Aub, dem bekannten Parapsychologen und Gründer der Literaturgesellschaft Orion verfasst.
Seine größten Erfolge als Bühnenautor feiert Rauchenegger, dessen Münchner Lokalpossen regelmäßig aufgeführt werden, aber als Hausdichter des Schlierseer Bauerntheaters. Stücke wie Der Amerikaseppl (mit Richard Manz), Der Privatdetektiv, In der Sommerfrisch‘n (mit Konrad Dreher), Anno 48, Der Paragraphen-Schuster, Geheimnis und vor allem sein oberbayerisches Gebirgsstück Jägerblut, das unzählige Aufführungen in Deutschland und Österreich erlebt, machen ihren Verfasser weithin bekannt. Im Mai 1910 wird der Amerikaseppl sogar mehrmals bei einer Tournee im Irving Place German Theatre in New York aufgeführt. Vermögend wird Rauchenegger zeitlebens nicht, da er die Rechte an seinem erfolgreichsten Stück Köhlers marktbeherrschendem Rubin-Verlag laut Dreyer „um eine Bagatelle“ verkauft hat.
Weniger als ein Jahr nach dem Tod seiner Frau verstirbt Benno Rauchenegger in der Nacht vom 1. zum 2. August 1910. Sein Porträt auf der Staffelei des ehemals kaiserlichen Hofmalers Rudolf Wimmer (1849-1915) bleibt unvollendet, vermittelt aber dennoch eindrucksvoll den liebenswerten Charakter des bescheidenen, nie verletzenden Altmünchner Humoristen. Wie Dreyer in seinem Nachruf auf Rauchenegger betont, tut Josef Ruederer seinem vielseitigen Münchner Schriftstellerkollegen entschieden Unrecht, wenn er ihn in seiner satirischen Komödie Die Fahnenweihe (1895) in der Figur des Aktuars Götzensperger auf einen „Schnaderhüpflhanswurst“ reduziert.
Sekundärliteratur:
Anonym (1910): Benno Rauchenegger (Nachruf). In: Salzburger Chronik, 3. August.
Braun, Uli (1971): Benno Rauchenegger. Ein urbayerischer Schriftsteller aus Memmingen. In: Der Spiegelschwab, S. 39.
Brümmer, Franz (19135): Rauchenegger, Benno. In: Ders.: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Leipzig, S. 395f.
Dreyer, Aloys (1910): Rauchenegger, Benno. In: Bettelheim, Anton (Hg.): Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Bd. 15. Berlin, S. 178-180.
Roth, Hermann (1910): Benno Rauchenegger (Nachruf). In: Münchner Illustrierte Zeitung.
Der Journalist, Humorist und Dramatiker wird als Sohn des Salzbeamten Dr. Benno Rauchenegger und seiner Frau Sophia, geb. de Spét in der Maximilianstraße 24 in Memmingen geboren, doch zieht die Familie bereits 1845 nach München um. Beide Eltern sind schriftstellerisch tätig. Sein Vater publiziert ein Drama Marko Botzaris oder der Freiheitskampf der Griechen (München 1839) und Abhandlungen wie Papstthum und deutsches Kaiserthum oder die Infallibilität und ihre Bedeutung für die deutschen National-Interessen und Das Theater in seiner wissenschaftlichen und nationalen Bedeutung und Behandlung (Leipzig 1845). Seine Mutter macht mit der Schrift Meine Mission bei Pius IX. und Napoleon III. 1859-64. Enthüllungen über die italienische und französische Camarilla (Elberfeld 1877) auf sich aufmerksam.
Nach der Volksschule besucht Rauchenegger das Ludwigsgymnasium, bis er im Alter von 15 Jahren als Freiwilliger zum Militär geht. Nachdem er zunächst einen kaufmännischen Beruf ergreift, schält sich immer mehr sein Interesse an journalistischer und schriftstellerischer Tätigkeit heraus.
1863 heiratet er Maria Röhl aus Traunstein, wo er vergeblich versucht, eine neue Zeitung zu gründen. Aus der Ehe gehen drei Töchter und ein Sohn hervor. Sein deutlich jüngerer Bruder Alois Edgar (1861-1908) macht sich einen Namen als Tiermaler und Exlibris-Künstler. Wie der Dialektdichter Wilhelm Dusch ist Rauchenegger Mitglied einer Münchner Freimaurerloge.
Benno Rauchenegger schreibt u.a. für das Allgäuer Anzeigenblatt, die Augsburger Abendzeitung, die Münchener Neuesten Nachrichten sowie die Zeitschriften Gartenlaube, Über Land und Meer und die Fliegenden Blätter. Seine Arbeiten machen Minister Sigmund von Pfeufer auf ihn aufmerksam, der ihm 1877 einen Kanzlei- und Registraturposten im Innenministerium verschafft, in dem er sich bis zu seiner krankheitsbedingten Frühpensionierung 1897 zum Geheimsekretär hochdient. Obwohl er sich in diesen zwanzig Jahren seiner schriftstellerischen Tätigkeit nur noch in der kargen Freizeit widmen kann, ist er erstaunlich produktiv. Er veröffentlicht Dialektgedichte und zahllose humoristische Kleinbürgerskizzen mit den rasch populär werdenden Charakteren der Frau Maria Wurzl vom Viktualienmarkt und des Privatiers Nudelmaier mit Familie. Nudelmaier jr. in Afrika: und sonstige Reiseberichte des Redactions-Personales der Weltschrift G‘schaftlhuber (1898) wird von dem populären Maler und Karikaturisten Eugen von Baumgarten illustriert. Otto Julius Bierbaum kommentiert dieses fiktionale Münchner Original kritisch: „Rauchenegger ist ein Lokalhumorist, der den guten Einfall hatte, gerade den Typus zu erfinden, der seines Erfolges Bedingung ist: den berühmten Nudelmeier, den liebenswürdigen Philister [...] aber München besteht durchaus nicht, wie man zuweilen auswärts meint, lediglich aus Nudelmeiern.“
(c) Harald Beck
Als literarisch höherstehend bezeichnet Aloys Dreyer die unter dem Titel Humoresken gesammelten oberbayerischen Dorfgeschichten, die Rauchenegger in den Fliegenden Blättern veröffentlicht. Erwähnung verdient auch der Führer durch d‘ Münchnerstadt von 1888, den er mit Ludwig Aub, dem bekannten Parapsychologen und Gründer der Literaturgesellschaft Orion verfasst.
Seine größten Erfolge als Bühnenautor feiert Rauchenegger, dessen Münchner Lokalpossen regelmäßig aufgeführt werden, aber als Hausdichter des Schlierseer Bauerntheaters. Stücke wie Der Amerikaseppl (mit Richard Manz), Der Privatdetektiv, In der Sommerfrisch‘n (mit Konrad Dreher), Anno 48, Der Paragraphen-Schuster, Geheimnis und vor allem sein oberbayerisches Gebirgsstück Jägerblut, das unzählige Aufführungen in Deutschland und Österreich erlebt, machen ihren Verfasser weithin bekannt. Im Mai 1910 wird der Amerikaseppl sogar mehrmals bei einer Tournee im Irving Place German Theatre in New York aufgeführt. Vermögend wird Rauchenegger zeitlebens nicht, da er die Rechte an seinem erfolgreichsten Stück Köhlers marktbeherrschendem Rubin-Verlag laut Dreyer „um eine Bagatelle“ verkauft hat.
Weniger als ein Jahr nach dem Tod seiner Frau verstirbt Benno Rauchenegger in der Nacht vom 1. zum 2. August 1910. Sein Porträt auf der Staffelei des ehemals kaiserlichen Hofmalers Rudolf Wimmer (1849-1915) bleibt unvollendet, vermittelt aber dennoch eindrucksvoll den liebenswerten Charakter des bescheidenen, nie verletzenden Altmünchner Humoristen. Wie Dreyer in seinem Nachruf auf Rauchenegger betont, tut Josef Ruederer seinem vielseitigen Münchner Schriftstellerkollegen entschieden Unrecht, wenn er ihn in seiner satirischen Komödie Die Fahnenweihe (1895) in der Figur des Aktuars Götzensperger auf einen „Schnaderhüpflhanswurst“ reduziert.
Anonym (1910): Benno Rauchenegger (Nachruf). In: Salzburger Chronik, 3. August.
Braun, Uli (1971): Benno Rauchenegger. Ein urbayerischer Schriftsteller aus Memmingen. In: Der Spiegelschwab, S. 39.
Brümmer, Franz (19135): Rauchenegger, Benno. In: Ders.: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Leipzig, S. 395f.
Dreyer, Aloys (1910): Rauchenegger, Benno. In: Bettelheim, Anton (Hg.): Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Bd. 15. Berlin, S. 178-180.
Roth, Hermann (1910): Benno Rauchenegger (Nachruf). In: Münchner Illustrierte Zeitung.