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Literatur am Telefon (13): Ulrike Draesner und Simon Werle

Das Literaturtelefon-Archiv wird in der Monacensia im Hildebrandhaus aufbewahrt. Es umfasst 40 CDs, auf denen insgesamt 573 Lesungen enthalten sind. Die Monacensia und das Literaturportal Bayern präsentieren monatlich eine Auswahl dieser Lesungen. Folge 13: Gedächtnisschleifen von Ulrike Draesner und Abendregen von Simon Werle

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© Jürgen Bauer/Luchterhand Literaturverlag

In diesem Jahr erhält Ulrike Draesner den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ihre Werke halten mit hochentwickeltem Sprachbewusstsein literarische Signale politischer Vorgänge in Zeitenwenden fest; sie bezeugen dadurch die „verwandelnde Kraft der Literatur“, so der Vorsitzende der Stiftung, Prof. Dr. Norbert Lammert. Diese Charakteristik trifft schon auf ihren ersten Gedichtband gedächtnisschleifen aus dem Jahr 1995 zu, der die Themen Abschied und Erinnerung, Ende und Anfang der Liebe zum Inhalt hat und ein zeitlich weites Spektrum umfasst: von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart. Dabei entsteht ein eigener Sound, über den Ulrike Draesner sagt: „Ich merke, wenn er kommt, wenn er sich entwickelt. Ich kann ihn nicht produzieren, willentlich, und ich kann ihn auch nicht richtig wahrnehmen. Aber ich weiß: Jetzt ist er da!“

 

 

(c) Isolde Ohlbaum/Bayerische Staatsbibliothek/Bildarchiv

Simon Werle ist seit 1983 als Übersetzer und (Wieder-)Entdecker unbekannter oder in Vergessenheit geratener Theaterstücke tätig. Seine Nachdichtung des als unspielbar geltenden Stückes Phädra von Jean Racine wird ein Erfolg an den Münchner Kammerspielen und Werle vielfach ausgezeichnet. Ab Mitte der 1980er-Jahre beginnt er, eigene Texte zu veröffentlichen: Theaterstücke, Libretti, Romane, Erzählungen und poetische Diskurse, darunter 1999 die Erzählung Abendregen. Der Protagonist, Manolis, Sohn einer deutschen Mutter und eines griechischen Vaters, den er nicht kennengelernt hat, wächst in einer „multinationalen“ Umgebung auf und arbeitet als Telefonverkäufer. Nach dem Tod seiner Mutter überdenkt er sein Leben und versucht, sich aus der empfundenen Beziehungslosigkeit zu befreien. Dazu wählt er ein neues skurriles Obdach: einen mächtigen Kastanienbaum, in dessen Blattwerk er sich mit Hilfe einer Leiter begibt – „ein mühsames und nicht ganz ungefährliches Unterfangen“.

 

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Alle Folgen des Literaturtelefons finden Sie HIER.

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