Bernhard Setzwein
Bernhard Setzwein verbringt seine Kindheit und Jugend in Bad Dürkheim, Köln und München. Von 1981 bis 1986 studiert er Germanistik in München, von 1983 bis 1987 ist er Mitinhaber und Mitgeschäftsführer des Friedl-Brehm-Verlags in Feldafing. Dort hat er 1978 sein erstes Buch publiziert: vareck. Es enthält Mundartlyrik, Prosa, Szenen und repräsentiert den Anspruch des Verlags, eine neue bayerische Literatur zu fördern – fern von Heimattümelei und Folklore. In den folgenden Jahren veröffentlicht Setzwein dort die Bände Hobdz mi gern. Hass- und Liebesgedichte (1980), Brandwunden. Erzählung (1981), Wurzelwerk. Roman (1984). Er verwendet sowohl Schriftsprache als auch Mundartliches, setzt beides bewusst und differenziert ein. Peter Härtling bezeichnete Brandwunden als eine „in der Sprache genaue und in ihrer Entschiedenheit beinahe verletzende Erzählung“.
Das darin begonnene „Universal-Sendlikon“ führt Setzwein in Hirnweltlers Rückkehr (1987) fort. Am Beispiel des Münchner Stadtteils Sendling, in dem sein Großvater eine Gastwirtschaft betrieb und sein Vater aufwuchs, entfaltet er ein Stück deutscher Kulturgeschichte, erzählt „große Geschichte in kleinen Geschichten“. Das Buch ist zugleich eine Hommage an Jean Paul; neben ihm treten Graf Pocci, Aristophanes und Goethe auf. Das Langgedicht Oberländer Ecke Daiser (1993) erinnert an das Gasthaus des Großvaters, das sich an dieser Sendlinger Straßenecke befand. Hier treffen sich längst verstorbene Dichterinnen und Dichter wie Franziska zu Reventlow, Oskar Panizza, Franz Kafka, Karl Valentin, Oskar Maria Graf – teils in Tiere verwandelt – und unterhalten sich sehr lebendig über das Schreiben. Der Roman Das Buch der sieben Gerechten (1999) bildet den Abschluss des „Universal-Sendlikons“.
Zu Friedrich Nietzsches 100. Todestag erscheint Nicht kalt genug (2000), ein „einfühlsames, tragisches, zugleich aber ironisches Buch“, so die Süddeutsche Zeitung. „Die Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit, die Nietzsches Werk bis heute aktuell bleiben läßt, Setzwein macht sie auf eindringliche Weise an der Person des Denkers fest.“
2003 erscheint der erste Band einer Romantrilogie, Die grüne Jungfer. Auch hier „kreuzen sich Weltgeschichte und kleine Einzelschicksale“, so der Focus über dieses „sinnenfrohe Buch voller Schwejkiaden. [...] Wie ändern sich doch die Zeiten: Dem Doppeladler folgte das Hakenkreuz, nach Hammer und Sichel kommt der Euro.“ Es folgen Ein seltsames Land (2007) und Der neue Ton (2012). „In seinen besten Passagen erinnert der Roman an den tragisch-komischen Duktus von Robert Pinget“, heißt es in Die Presse. „Setzweins Figuren schleppen die ihnen aufgebürdete Symbolik tapfer ans Ziel, wo sie die Grundaussage beglaubigen dürfen.“
Bernhard Setzweins vielseitiges literarisches Werk beinhaltet neben Gedichten, Erzählungen, Romanen und Essays auch literarische Reisebegleiter wie München. Spaziergänge durch die Geschichte einer Stadt (2001) und Die Donau. Eine literarische Flussreise von der Quelle bis Budapest (2004). Außerdem hat er sieben Theaterstücke verfasst, darunter Watten Wagner Wichs (1998, UA 2004), Fremde Stimmen (UA 2005) und 3165 – Monolog eines Henkers (UA 2007), das auf der wahren Lebensgeschichte des letzten bayerischen Scharfrichters basiert. Dem 1997 verstorbenen tschechischen Dichter Bohumil Hrabal setzt Setzwein 2015 mit Hrabal und der Mann am Fenster ein literarisches Denkmal.
Neuland betritt Setzwein mit seiner Hommage Jean Paul. Von Adam bis Zucker. Ein Abecedarium mit Holzschnitten und Federzeichnungen von Christian Thanhäuser (2013). Er präsentiert darin Leben und Werk des großen deutschen Dichters, dessen Geburtstag sich 2013 zum 250. Mal jährt, „in der einzigen ihm gemäßen Form: als literarischen Zettelkasten“. Die Zeit schwärmt: „Dem Enzyklopäden eine Enzyklopädie! Zauberhafte Anekdoten in Wort und Bild.“
Zu 57 Wallfahrtskirchen in der Oberpfalz entführt das Foto-Lesebuch Heilige Berge. Heilige Quellen (2013) mit 320 Fotos von Günter Moser (Amberg). Das textliche theatrum sacrum voller Legenden und Heilsgeschichten reicht von der „Großen Kappl“ (bei Waldsassen) bis zu „Maria Schnee“ (bei Amberg). Natürlich haben auch die bei den Kirchen angesiedelten Wirtshäuser als Raststätten für die zahlreichen Pilgergruppen ihren festen bayerisch-rustikalen Kultplatz.
Das Theaterstück Später Besuch. Dietrich Bonhoeffer redivivus über den Theologen und Hitler-Gegner Dietrich Bonhoeffer wird zum 71. Todesgedenktag von Dietrich Bonhoeffer am 9. April 2016 im ehemaligen Offizierskasino des KZ Flossenbürg uraufgeführt. Im Theaterstück begegnet der bereits verstorbene Bonhoeffer seinem ehemaligen Zellengenossen Dr. Josef Müller im Traum. Den späteren Mitbegründer und ersten Vorsitzenden der CSU hat Setzwein als historischen Widerpart zur mythisch-überhöhten Heiligenfigur Bonhoeffers eingesetzt.
Bei den ersten Burgfestspielen auf Burg Dagestein in Vilseck (Lkr. Amberg-Sulzbach) findet am 29. Juni 2018 dann die Uraufführung seines Theaterstücks Lola Montez. Die falsche Spanierin. Eine bayerische Staatskomödie statt. Regie führen Till Rickelt und Tina Lorenz vom Landestheater Oberpfalz (LTO). Das Stück nimmt u.a. Bezug auf die Beziehung der Königsgeliebten Lola Montez zum Vilsecker Türmersohn, dem Studenten Elias Peißner. Möglicherweise verbrachte Lola Montez in Vilseck die letzte Woche vor ihrer Abreise nach Amerika. Ein noch heute in Vilseck vorhandenes Lola-Montez-Biedermeierkleid gibt Rückschlüsse auf diese Zeit.
2023 wird sein Theaterstück Monsieur Chateaubriands letzte Reise auf der Kultur- und Festspielbühne Waldmünchen aufgeführt.
Für sein literarisches Werk ist Bernhard Setzwein vielfach ausgezeichnet worden: 1998 erhält er den Bayerischen Staatsförderpreis für Literatur, 2000 den Irseer Pegasus, 2003 den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz in der Sparte Literatur, 2004 die Bamberger Poetikprofessur, 2006 den Kulturpreis Bayern der E.ON Bayern AG, 2007 den Kulturpreis „Brückenbauer/stavitel mostu“ des Centrum Bavaria Bohemia (Schönsee) und 2010 den Friedrich-Baur-Preis der Bayerischen Akademie der schönen Künste. Zusammen mit dem Schriftsteller Peter Kurzeck bekommt er 2013 den Sudetendeutschen Kulturpreis zugesprochen. Im Rahmen des 40. Bayerischen Nordgautages in Cham 2014 erhält Bernhard Setzwein den Nordgaupreis für Literatur des Oberpfälzer Kulturbundes (OKB), im Rahmen der Literaturtage im Oberpfälzer Jura 2024 den Literaturpreis des Oberpfälzer Jura.
Setzwein ist Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS), des P.E.N.-Zentrums Deutschland und der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaft und Künste. Er lebt und arbeitet in Waldmünchen.
Externe Links:
Literatur von Bernhard Setzwein im BVB
Literatur über Bernhard Setzwein im BVB
Theaterstücke von Bernhard Setzwein im Gallissas Theaterverlag
Bernhard Setzwein verbringt seine Kindheit und Jugend in Bad Dürkheim, Köln und München. Von 1981 bis 1986 studiert er Germanistik in München, von 1983 bis 1987 ist er Mitinhaber und Mitgeschäftsführer des Friedl-Brehm-Verlags in Feldafing. Dort hat er 1978 sein erstes Buch publiziert: vareck. Es enthält Mundartlyrik, Prosa, Szenen und repräsentiert den Anspruch des Verlags, eine neue bayerische Literatur zu fördern – fern von Heimattümelei und Folklore. In den folgenden Jahren veröffentlicht Setzwein dort die Bände Hobdz mi gern. Hass- und Liebesgedichte (1980), Brandwunden. Erzählung (1981), Wurzelwerk. Roman (1984). Er verwendet sowohl Schriftsprache als auch Mundartliches, setzt beides bewusst und differenziert ein. Peter Härtling bezeichnete Brandwunden als eine „in der Sprache genaue und in ihrer Entschiedenheit beinahe verletzende Erzählung“.
Das darin begonnene „Universal-Sendlikon“ führt Setzwein in Hirnweltlers Rückkehr (1987) fort. Am Beispiel des Münchner Stadtteils Sendling, in dem sein Großvater eine Gastwirtschaft betrieb und sein Vater aufwuchs, entfaltet er ein Stück deutscher Kulturgeschichte, erzählt „große Geschichte in kleinen Geschichten“. Das Buch ist zugleich eine Hommage an Jean Paul; neben ihm treten Graf Pocci, Aristophanes und Goethe auf. Das Langgedicht Oberländer Ecke Daiser (1993) erinnert an das Gasthaus des Großvaters, das sich an dieser Sendlinger Straßenecke befand. Hier treffen sich längst verstorbene Dichterinnen und Dichter wie Franziska zu Reventlow, Oskar Panizza, Franz Kafka, Karl Valentin, Oskar Maria Graf – teils in Tiere verwandelt – und unterhalten sich sehr lebendig über das Schreiben. Der Roman Das Buch der sieben Gerechten (1999) bildet den Abschluss des „Universal-Sendlikons“.
Zu Friedrich Nietzsches 100. Todestag erscheint Nicht kalt genug (2000), ein „einfühlsames, tragisches, zugleich aber ironisches Buch“, so die Süddeutsche Zeitung. „Die Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit, die Nietzsches Werk bis heute aktuell bleiben läßt, Setzwein macht sie auf eindringliche Weise an der Person des Denkers fest.“
2003 erscheint der erste Band einer Romantrilogie, Die grüne Jungfer. Auch hier „kreuzen sich Weltgeschichte und kleine Einzelschicksale“, so der Focus über dieses „sinnenfrohe Buch voller Schwejkiaden. [...] Wie ändern sich doch die Zeiten: Dem Doppeladler folgte das Hakenkreuz, nach Hammer und Sichel kommt der Euro.“ Es folgen Ein seltsames Land (2007) und Der neue Ton (2012). „In seinen besten Passagen erinnert der Roman an den tragisch-komischen Duktus von Robert Pinget“, heißt es in Die Presse. „Setzweins Figuren schleppen die ihnen aufgebürdete Symbolik tapfer ans Ziel, wo sie die Grundaussage beglaubigen dürfen.“
Bernhard Setzweins vielseitiges literarisches Werk beinhaltet neben Gedichten, Erzählungen, Romanen und Essays auch literarische Reisebegleiter wie München. Spaziergänge durch die Geschichte einer Stadt (2001) und Die Donau. Eine literarische Flussreise von der Quelle bis Budapest (2004). Außerdem hat er sieben Theaterstücke verfasst, darunter Watten Wagner Wichs (1998, UA 2004), Fremde Stimmen (UA 2005) und 3165 – Monolog eines Henkers (UA 2007), das auf der wahren Lebensgeschichte des letzten bayerischen Scharfrichters basiert. Dem 1997 verstorbenen tschechischen Dichter Bohumil Hrabal setzt Setzwein 2015 mit Hrabal und der Mann am Fenster ein literarisches Denkmal.
Neuland betritt Setzwein mit seiner Hommage Jean Paul. Von Adam bis Zucker. Ein Abecedarium mit Holzschnitten und Federzeichnungen von Christian Thanhäuser (2013). Er präsentiert darin Leben und Werk des großen deutschen Dichters, dessen Geburtstag sich 2013 zum 250. Mal jährt, „in der einzigen ihm gemäßen Form: als literarischen Zettelkasten“. Die Zeit schwärmt: „Dem Enzyklopäden eine Enzyklopädie! Zauberhafte Anekdoten in Wort und Bild.“
Zu 57 Wallfahrtskirchen in der Oberpfalz entführt das Foto-Lesebuch Heilige Berge. Heilige Quellen (2013) mit 320 Fotos von Günter Moser (Amberg). Das textliche theatrum sacrum voller Legenden und Heilsgeschichten reicht von der „Großen Kappl“ (bei Waldsassen) bis zu „Maria Schnee“ (bei Amberg). Natürlich haben auch die bei den Kirchen angesiedelten Wirtshäuser als Raststätten für die zahlreichen Pilgergruppen ihren festen bayerisch-rustikalen Kultplatz.
Das Theaterstück Später Besuch. Dietrich Bonhoeffer redivivus über den Theologen und Hitler-Gegner Dietrich Bonhoeffer wird zum 71. Todesgedenktag von Dietrich Bonhoeffer am 9. April 2016 im ehemaligen Offizierskasino des KZ Flossenbürg uraufgeführt. Im Theaterstück begegnet der bereits verstorbene Bonhoeffer seinem ehemaligen Zellengenossen Dr. Josef Müller im Traum. Den späteren Mitbegründer und ersten Vorsitzenden der CSU hat Setzwein als historischen Widerpart zur mythisch-überhöhten Heiligenfigur Bonhoeffers eingesetzt.
Bei den ersten Burgfestspielen auf Burg Dagestein in Vilseck (Lkr. Amberg-Sulzbach) findet am 29. Juni 2018 dann die Uraufführung seines Theaterstücks Lola Montez. Die falsche Spanierin. Eine bayerische Staatskomödie statt. Regie führen Till Rickelt und Tina Lorenz vom Landestheater Oberpfalz (LTO). Das Stück nimmt u.a. Bezug auf die Beziehung der Königsgeliebten Lola Montez zum Vilsecker Türmersohn, dem Studenten Elias Peißner. Möglicherweise verbrachte Lola Montez in Vilseck die letzte Woche vor ihrer Abreise nach Amerika. Ein noch heute in Vilseck vorhandenes Lola-Montez-Biedermeierkleid gibt Rückschlüsse auf diese Zeit.
2023 wird sein Theaterstück Monsieur Chateaubriands letzte Reise auf der Kultur- und Festspielbühne Waldmünchen aufgeführt.
Für sein literarisches Werk ist Bernhard Setzwein vielfach ausgezeichnet worden: 1998 erhält er den Bayerischen Staatsförderpreis für Literatur, 2000 den Irseer Pegasus, 2003 den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz in der Sparte Literatur, 2004 die Bamberger Poetikprofessur, 2006 den Kulturpreis Bayern der E.ON Bayern AG, 2007 den Kulturpreis „Brückenbauer/stavitel mostu“ des Centrum Bavaria Bohemia (Schönsee) und 2010 den Friedrich-Baur-Preis der Bayerischen Akademie der schönen Künste. Zusammen mit dem Schriftsteller Peter Kurzeck bekommt er 2013 den Sudetendeutschen Kulturpreis zugesprochen. Im Rahmen des 40. Bayerischen Nordgautages in Cham 2014 erhält Bernhard Setzwein den Nordgaupreis für Literatur des Oberpfälzer Kulturbundes (OKB), im Rahmen der Literaturtage im Oberpfälzer Jura 2024 den Literaturpreis des Oberpfälzer Jura.
Setzwein ist Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS), des P.E.N.-Zentrums Deutschland und der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaft und Künste. Er lebt und arbeitet in Waldmünchen.